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Beziehung

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Manchmal bietet unsere Sprache schon rein strukturell Raum für gewisse Tücken. Ein schönes Beispiel dafür ist das Wort “Beziehung”. Menschen wünschen sich glückliche Beziehungen, erfüllende Beziehungen, dauerhafte Beziehungen, klagen ihre(n) Partner(in) an, dass diese(r) sich viel weniger um die gemeinsame Beziehung kümmere, als man selbst, oder dass für eine Beziehung doch schließlich beide verantwortlich wären.

Was dabei stillschweigend übersehen wird, ist die Vorannahme, dass es so etwas wie eine Beziehung überhaupt gibt. Das will erklärt werden: Sprachlich handelt es sich bei dem Wort “Beziehung” um eine sogenannte Nominalisierung; d.h. ein zu einem Hauptwort gemachten Verb, in diesem Falle dem Verb “(sich) beziehen”. Du kannst die Konsequenzen dessen ganz gut erleben, wenn du einmal folgendes überprüfst: Wie denkst du, wenn du an eine Beziehung denkst? Kommen dir eher Assoziationen von einem Ding, fühlt es sich vielleicht mehr an, wie etwas äußeres? Wenn du so oder ähnlich denkst, dann ist das völlig normal und der Sprache geschuldet. Wir sind gewohnt, wenn wir Hauptwörter hören oder benutzen, an ein Etwas zu denken. Das hat einen hohen Preis. Wir tilgen dabei das, was eine Beziehung zu einer Beziehung macht. Nämlich nicht mehr und nicht weniger, als dass wir uns auf jemand anderen beziehen wollen.

Wie ändert sich jetzt dein inneres Gefühl, wenn du sagst, ich möchte mich auf jemanden (erfüllend, dauerhaft etc.) beziehen? Welche anderen inneren Bilder hast du dazu? Wie denkst du jetzt darüber, und welche Schlussfolgerungen ziehst du daraus? Als ich begann, das zu verstehen, begriff ich, dass “Beziehung” nichts anderes ist, als sich immerwährend aufeinander zu beziehen. Es ist ein Prozess, der einzig und allein durch unser Tun zustande kommt und auch nur dadurch an Qualität gewinnt oder verliert. Das bringt ein großes Maß an Verantwortung mit sich, da wir selbst es sind, die sich beziehen müssen. Solange wir darauf warten, dass es der oder die andere tut, passiert einfach gar nichts. Begreifen wir allerdings, dass wir das Band nur aufnehmen und immer wieder für eine angemessene Spannung sorgen müssen, das heißt, nicht zu locker und auch nicht überspannt (um eine Metapher meines Trainer Mentors Tom Andreas zu benutzen), erleben wir, dass wir es sind, die Sekunde für Sekunde das gestalten, was wir dann auch wieder gerne Beziehung nennen dürfen.


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